Vom Mittelmeer und Mexico (11/2009)

Renaud García-Fons
Línea del sur
enja 9527-2

Mit „Línea del sur“ legt der Bassist Renaud García-Fons ein weiteres Meisterstück in seiner Discographie vor. Hier gelingt dem aus einer französisch-spanischen Familie stammenden Musiker erneut die geniale Verbindung verschiedener Musikkulturen des Mittelmeerraums und Frankreichs. Seine Liebe für den Flamenco steht einmal mehr im Vordergrund, wobei er ihn nicht kopiert, sondern mit neuen Spieltechniken auf seinem fünfsaitigen Bass bereichert. Während der Flamenco, vor allem der Gesang von Esperanza Fernández, Melancholie und Sehnsucht („El agua de la vida“) in die Musik einbringt, setzt das Akkordeon von David Venitucci französisch leichte Kontrapunkte (z.B. in „Valsería“).

Allgegenwärtig ist die Improvisationsfreude des Jazz, die „La Silhouette“ in ein besonders spannendes Beispiel der Verbindung von Jazz mit traditionellen Elementen verwandelt. Die musikalische Reise von Renaud García-Fons auf einer imaginären Linie gegen Süden ist ein wunderbares Beispiel für die neue Musikkultur des 21. Jahrhunderts, in der Genres fusioniert werden ohne sie ihrer Originalität zu berauben. Abgerundet wird der Musikgenuß durch ein Booklet mit schönen Photographien, die deshalb so gut zu den Stücken passen, weil diese von ihnen inspiriert sind.

Diverse
sound)))trip Mexico
Reise Know How / NRW Records

Mexiko = Mariachi! Diese Gleichung haben wohl die meisten Menschen im Kopf, wenn sie nach der Musik des Landes gefragt werden. Dass das, außer auf der Plaza Garibaldi in Mexiko City, so nicht mehr stimmt, belegt die Zusammenstellung von Musiktiteln auf „sound)))trip Mexico“.

Das DJ-Kollektiv Nortec vereint traditionelle Musiken mit elektronischen Beats und Loops und auch Pepe Quezada verbindet Tradition und Moderne, indem er seine ironischen Lieder mit elektrifizierten Elementen anreichert. Natürlich finden sich zudem Gruppen aus der beeindruckenden Rockszene Mexikos, so LabA mit ihrem Elektrorock, Troker mit jazzigen Klängen oder Panteón Rococó, die mit ihrem Ska-Rock-Cumbia-etc. und ihren globalisierungskritischen Texten der EZLN nahe stehen. Aus dieser Ecke stammen auch Chencha Berrinches aus den USA, die Ska mit Hardcore vermischen.

Eine sehr gute Idee von Reise Know How, das jeweilige Reisepaket zu einem Land musikalisch abzurunden. Aus der caiman-Region finden sich bisher noch Argentinien, Brasilien, die Anden und Kuba im Programm.

Fotos: amazon