Tribute im Doppelpack (05/2008)

Der kanadische Sänger Leonard Cohen hat mit seinen lyrischen Texten und eigenwilligen Melodien seit Mitte der 60er Jahre nicht nur die Beat- und Hippiegeneration begeistert, sondern auch ein riesiges Publikum jenseits davon. So wurde er, der bis heute den Musikmarkt mit seiner vertonten Poesie bereichert, zu einem Vorbild für viele Musiker, was sich in diversen Tribute-Alben niederschlägt. Nun ist ein weiteres, ganz besonders gelungenes erschienen. Auf der Doppel-CD (+ DVD) „Acordes con Leonard Cohen“ finden sich zwar auch wunderbare englischsprachige Tributes von Künstlern wie Jackson Browne, Elliott Murphy oder Adam Cohen (Leonards Sohn), aber der größte Teil sind spanische und katalanische Interpretationen seiner Lieder, aufgenommen im Januar 2007 während dreier Konzerte in Katalonien. Denn entwickelt und realisiert hat diese Idee der Cohen-Biograph Alberto Manzano.

V.A.
Acordes con Leonard Cohen
Discmedi/ galileo mc

Und so erklingt Duquendes Flamencogesang in „Mi gitana“ („My Gypsy Woman“) ebenso wie die Stimmen des Basken Jabier Muguruza, der „Chelsea Hotel“ und – auf Baskisch – „So long Marianne“ singt, oder des Ex-Radio-Futura-Sängers Santiago Auserón („Tú sabes quien soy“). Cohens berühmtestes Lied, „Suzanne“, wird gleich zweimal gecovert, vom katalanischen Gitarristen Toti Soler und der Sängerin Perla Batalla. Für Cohens „Hit“ „Hallelujah“ aus dem Jahre 1988 hat sich der Katalane Gerard Quintana entschieden, während Javier Solis und Javier Mas sich durch „The Butcher“ rocken. Der Wortmagier Constantino Romero vertont schließlich drei Gedichte aus dem reichhaltigen lyrischen Werk Cohens. Wenn man Cohens Musik mag, ist dieses Werk eine Offenbarung, denn die meisten Interpretationen eröffnen eine neue Sicht auf seine Lieder.

 

Einem weiteren großen „Liedermacher“ ist das zweite Tribute-Album gewidmet: dem Katalanen Lluís Llach, der in Spanien berühmter ist als Leonard Cohen. Auf dieser Doppel-CD kehrt sich das Verhältnis um: seine Lieder werden von vielen Landsleuten neu interpretiert, aber nur von einigen Ausländern. Darunter jedoch die US-Folkrocker The Walkabouts, der Kubaner Sílvio Rodríguez (auf Katalanisch) und der Elektronikpapst Jean-Michel Jarre, der Llachs Hymne „L’estaca“ – sehr kitschig – zu sphärischen Klängen von einem Opernchor singen läßt.

V.A.
Homenatge a Lluís Llach
Picap/ galileo mc

Während viele Sänger – Maria del Mar Bonet, Joan Isaac, Manu Guix etc. – nahe an den Originalinterpretation bleiben, präsentieren uns Miquel Gil und die Inadaptats (Punk) sehr rockige Versionen von „La casa que vull“ bzw. „La gallineta“. Die Gruppe Mesclat macht aus „No és això, companys“ sogar einen Reggae, gemischt mit den Klängen der katalanischen Tenores. Insgesamt ein spannender und humorvoller Blick auf das Lebenswerk eines wichtigen Sängers.

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