Tango 2020 vs. Weltmusik aus Valencia (05/2004)

Die monatliche Kolumne zu Musik aus Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal. Hier findet ihr Folklore, Latinjazz, Rock und Elektroakustik neben Speedmetal, Funk und Kammermusik. Ob Tango, Kaseko, Guajira, Flamenco, Fado, Axé, Punta oder die Mischung aus allem, hier kommt es auf den Prüfstand. Vorgehört und serviert von Torsten Eßer.

Astor Piazzolla schwebt noch immer als Übervater über den heutigen Generationen von Tangomusikern. Aber kopieren wollen ihn viele nicht mehr. Sie gehen neue Wege und benutzen dabei seine Musik als Steinbruch:

Astor Piazzolla
Remixed
Milan 301676-2

Auf Piazzolla Remixed interpretieren Argentinier, aber auch Musiker aus Ländern wie Schweden (KOOP) oder Japan (Fantasista) den Meister neu und das sehr gelungen. Die Bandbreite der 15 Titel reicht von gänzlich neuen Arrangements bis zu leichten Verfremdungen des Originals.

Fabelhaft: „Vuelvo al Sur“ von KOOP als extrem lässiger Swing. So wird der Wunsch Piazzollas, seine Musik möge 2020 immer noch gehört werden, leicht in Erfüllung gehen.

 

Vermeintlich orientalisch klingt es zunächst aus den Boxen, wenn man Katá, das neue Album des Valencianers Miquel Gil auflegt. Doch es handelt sich um den Klang eines mittelalterlichen Blasinstruments, der Dolzaine. Schon bald gesellen sich flamencoähnliches Gitarrenspiel und katalanischer Gesang hinzu.

Miquel Gil
Katá
galileo mc 005

Damit wären die wichtigsten Orientierungspunkte der Musik Miquel Gils genannt: Tradition, das Mittelmeer und Valencia als Schnittstelle zwischen nördlichen und südlichen Klängen.

Katá gleicht einer musikalischen Reise durch den Mittelmeerraum, für Gil bilden Raï, Rembetika und Flamenco die drei Scheitelpunkte der mediterranen Musikkultur. Verbunden mit Texten junger katalanischer Poeten entstehen aus diesem Musikmix nachdenkliche Balladen und fröhliche Lieder, deren Schönheit sich auch Zuhörern offenbart, die des Katalanischen nicht mächtig sind (Textübersetzungen gibt es im Booklet).

Cover: amazon