Songs of struggle & hope (Agustín Lira) (06/2017)

Durch die Wahl Donald DUMPs zum 45. US-Präsidenten gewinnt dieses Album mit Protestliedern enorm an Aktualität. Agustín Lira, in Mexiko geboren, aber im Alter von sieben Jahren aus ökonomischen Gründen mit seinen Eltern nach Kalifornien gezogen, entwickelte schnell ein Gespür für die Ungerechtigkeit gegenüber seinen Landsleuten. Mit 19 gründete er 1965 während eines Landarbeiterstreiks mit seinen Brüdern „El Teatro Campesino“, das sich zu einem wichtigen Sprachrohr der chicano-Bewegung entwickelte. Auf Tiefladern spielten sie Theater und sangen sozialkritische Lieder.

Agustín Lira
Songs of struggle & hope
Smithsonian Folkways/ galileo mc

Nach seinem Ausstieg, 1969, blieb er der Musik treu, u.a. mit seiner Gruppe Alma. „Songs of struggle & hope“ präsentiert einen Querschnitt seines Schaffens, Lieder, die musikalisch auf mexikanischer Folklore wie der ranchera oder dem huapango basieren, vermischt mit angelsächsischer Folkmusik, und die sich als Stimme der Benachteiligten verstehen: Schon im ersten Song erklärt er, warum ein Mexikaner kein Gringo sein kann: im Körper trägt er das Blut der Zapoteken etc., den Geist von Cautemoc, Pancho Villa etc., um dann ein trauriges Lied über Immigration („yo me voy al otro lado, donde no hay revolución“), anzustimmen. Er besingt das Leid der indigenen Bevölkerung („El indio“), mexikanische Volkshelden – Juan Cortina, Gregorio Cortez -, die auf eigene Rechnung gegen die USA kämpften (und auch für ihr Vermögen!), unterstützt die zapatistischen Aufstände, die ab 1992 Mexiko erschütterten („Los zapatistas“), und widmet seiner Partnerin und Mitmusikerin Patricia Wells zwei Liebeslieder auf Englisch.

In dieser Sprache wendet er sich gegen willkürliche Enteignungen in Fresno („If you’re homeless“) und singt das für mich originellste Lied der Sammlung: „Taps for Coke“, ein fröhliches Anti-Coca-Cola-Lied über die Verfehlungen dieses Konzerns („Coke, coke you give us no hope!“). Eines der ersten Lieder, die Lira schrieb (Ser como el aire libre“), im Rhythmus des huapango, handelt von der Forderung nach Freiheit und Gleichheit für alle Menschen, die sich als roter Faden durch dieses hörenswerte Album mit umfangreichen, zweisprachigem Booklet zieht.

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