Peru vs. Latin Jazz (01/2014)

Mit zwei fetzigen Produktionen starten wir ins Jahr 2014. „Peru maravilloso“ umfasst Aufnahmen der Jahre 1964-1979 aus dem Andenland. In dieser Zeit befand sich die urbane Musik im Umbruch, wurden die Einflüsse angloamerikanischer Pop- und Rockmusik aufgesogen und mit heimischen Klängen zu etwas Neuem verwoben. Martin Morales, erfolgreicher Koch und Unternehmer, teilt seine Leidenschaft, das Sammeln peruanischer Schallplatten mit Schwerpunkt auf den 60’er und 70’er Jahren, nun mit uns. Gemeinsam mit Duncan Ballantyne hat er „Tiger’s Milk Records“ gegründet und veröffentlicht nun erneut die Vintage-Schätze seiner Heimat.

Peru maravilloso
Diverse
TIGM 003

Ob nun im Titel „Piraña“ von Pedro Miguel son und cumbia auf Surfgitarren und fetzige Bläsersätze treffen, eine Mischung aus 70er-Latin-Jazz-Soul erklingt („Sueño de amor“ von Zulu) oder eine elektrifizierte chicha von Los Orientales psychedelisch verzerrt wird („Bailando en la campiña“), die gute Laune klingt durch. Oft steht der Gitarrensound im Vordergrund – und kann wie in „La cumbia del Pacurro“ auch echt nerven -, waren doch viele Bandleader Gitarristen. Es finden sich einige Instrumentalstücke auf der CD, so eine Jazz-Orchester-Version des bekannten Folksongs „Toro mata“ von Lucia de la Cruz, eine schnelle Coverversion von „I feel fine“ („Me siento feliz“) und als „Krönung“ die Reinterpretation des peruanischen 1968er Hits „Meshkalina“ der Band Traffic Sound, einem psychedelischen Drogensong.

Roberto Santamaria ist der Neffe des berühmten kubanischen Perkussionisten Mongo Santamaria, der die Karibikinsel 1948 Richtung Mexiko verließ, um dort mit Perez Prado aufzutreten und später in den USA mit Größen wie Tito Puente oder Dizzy Gillespie spielte. Seinem Onkel, den er nie kennen gelernt hat, widmet Roberto nun dieses Album, auf dem er auch mit Musikern spielt, die schon Mongo begleiteten, nämlich Jo Gallardo und Hector Martignon.

Fiesta al Jazz
Roberto Santamaria & his Latin Jazz Stars
Connector Rec.

Der in Deutschland lebende Roberto interpretiert Stücke seines Onkels – z.B. „Afro Blue“, das auch John Coltrane gecovert hat – und Eigenkompositionen, die jenen ebenbürtig sind. Die Latin Jazz Stars, neben den schon genannten Veteranen, junge in Deutschland lebende lateinamerikanische Musiker, geben den Stücken durch ihr perfektes Zusammenspiel neuen Schwung – das gilt auch für „Watermelon man“, den von Herbie Hancock komponierten Titel, mit dem Mongo 1963 berühmt wurde. Allerdings sollte Roberto bei seinen kommenden Produktionen Sänger verpflichten, wenn denn gesungen werden soll. Denn der Gesang der Musiker in den beiden Vokaltiteln fällt in der Qualität doch sehr hinter die Instrumente zurück.

Cover: amazon