Villa-Lobos in Jazz / En la imaginación (08/2011)

Otavio Garcia / Fernando Corona
Villa-Lobos in Jazz
Nabel 6001

Der Schlagzeuger Otavio Garcia und der Pianist Fernando Corona spielen auf ihrem Album „Villa-Lobos in Jazz“ eine Mischung aus Jazz, Bossa Nova und Folklore. Es mag seltsam anmuten, dass auf einem so betitelten Album nur ein Titel aus zehn von Villa-Lobos stammt, aber Corona und Garcia haben ihre Hommage eher auf dessen Wurzeln bezogen, die sehr stark von der brasilianischen Folklore geprägt waren.

Sie starten jedoch mit einer wunderbar leicht beschwingten Version von Bachs „Air“, denn Villa-Lobos war ein Bewunderer dieser Musik, abzulesen an seinen neun „Bachianas Brasileiras“, von denen die Jazzmusiker hier die sehr bekannte Nr. 5 interpretieren. Sonst fokussieren sie ihr vom Gitarristen Felipe Poli unterstütztes Spiel auf traditionelle Titel wie „Boi barroso“ oder „Passa passa, gavião“, die mal mehr, mal weniger verjazzt werden, deren Arrangements (von Garcia) aber immer leichtfüßig daherkommen. Es finden sich eine Samba – die auch Villa-Lobos sehr schätzte – und ein Kinderlied über einen Frosch im Repertoire und ein Stück von Antonio Carlos Jobim. Denn der war auch ein Verehrer von Villa-Lobos und Garcia wiederum ist von beiden Komponisten beeinflußt. Seine Version von „Gabriela“, einem sonst sehr schwermütigen, von Sehnsucht und Leid geprägten Liebeslied, kommt etwas weniger getragen daher. Hörenswert!

Javier Colina Trio / Silvia Peréz Cruz
En la imaginación
contrabaix / galileo mc 12661

Barjazz im allerbesten Sinne erreicht uns aus Spanien. Javier Colina, einer der gefragtesten Bassisten auf der iberischen Halbinsel, hegt eine Liebe zu lateinamerikanischer und vor allem zu kubanischer Musik. Schon mit der legendären Sängerin Martirio spielte er ein Album mit jazzigen Versionen kubanischer Lieder ein, nun legt er mit seinem Trio – Albert Sanz am Klavier, Marc Miralta am Schlagzeug, Saxophonist Perico Sambeat als Gast – und der katalanischen Sängerin Silvia Peréz Cruz ein weiteres Album dieser Art vor.

Auf „En la imaginación“ – ein Titel der kubanischen Komponistin Marta Valdés, der dieses Album gewidmet ist – arrangiert Colina kubanische (und einen mexikanischen) Klassiker wie „La tarde“ oder „Debí llorar“ neu, immer ausgehend vom zeitgenössischen Jazz. So sind aus – oft schmalzigen – kubanischen Liedern neue Standards des Latin Jazz entstanden, die in intimen Aufnahmen eine wunderbar schummerige Atmosphäre erzeugen und den Hörer in die karibische Nacht entführen. Lohnenswert!

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