Tango von gestern und heute (01/2006)

Die monatliche Kolumne zu Musik aus Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal. Hier findet ihr Folklore, Latinjazz, Rock und Elektroakustik neben Speedmetal, Funk und Kammermusik. Ob Tango, Kaseko, Guajira, Flamenco, Fado, Axé, Punta oder die Mischung aus allem, hier kommt es auf den Prüfstand. Vorgehört und serviert von Torsten Eßer.

Sehr lässig kommt die Neuinterpretation des Tango in der Version von Tango Crash daher. Das Duo Daniel Almada und Martin Innaccone und ihre Gastmusiker setzen konsequent den von Astor Piazzolla eingeschlagenen Weg der Fusion von Tango und Jazz fort und reichern ihn mit zeitgemäßen Beats an.

Tango Crash
Tango Crash
galileo mc 003

Wunderbar sind die Drum n Bass-Version des Klassikers „La Yumba“ von Osvaldo Pugliese und die elektronisch-jazzige Dekonstruktion von „El Choclo“. Ihre Eigenkompositionen pendeln zwischen elektronischen Beats und Jazz, sind also ebenso für den Dancefloor geeignet wie für einen Auftritt auf dem Jazz-Festival in Montreux.

Auch in Deutschland begeistern sich immer mehr Musiker für den Tango wie die folgenden Produktionen belegen:

Primavera del Tango
Alevare por Astor
EAR 20030/ nrw

Primavera del Tango aus Essen legt mit „Alevare por Astor“ ein Album mit – wie könnte es anders sein – Piazzolla-Stücken vor. Franziska Dannheim interpretiert mit klarer und eindringlicher Stimme Klassiker wie „Vuelvo al Sur“ und „Adios Nonino“, unterstützt von Musikern aus dem Ruhrgebiet.

Im Titelstück liest die Sängerin zur Musik die deutsche Übersetzung eben jenes Textes von Piazzolla, in dem er den oben genannten Wunsch äußert, dass sein Werk noch im Jahr 2020 gespielt werde. Ein schönes Tondokument.

Das Berliner Quintett Tango Concertante kommt bei sechs von elf Stücken ebenfalls nicht um Piazzolla herum, hat aber das Akkordeon durch ein Saxophon ersetzt: Das auf jeder Tango-Produktion unvermeidliche „Vuelvo al Sur“ bekommt so und durch das neue Arrangement von Pianist Roman Hengge einen jazzigen Charakter. Vor allem die Gitarre verleiht Klassikern wie „El día que me quieras“ neuen Klang und Charme.

Tango Concertante
Tangos sin palabras
acoustic music 31912942/
zomba

 

 

Das Album von Jürgen Schwenkglenks bietet eine schöne klangliche Abwechslung: Zwar hat auch er sich von argentinischen Vorbildern inspirieren lassen, aber auf „Magali“ finden sich durchweg Eigenkompositionen. Diese sind mehrheitlich heiter und beschwingt, was daran liegen mag, dass Schwenkglenks Gitarrist und Percussionist ist. Seine Stücke spiegeln eine europäische Interpretation des Tangos wider, mit Anleihen bei verschiedenen Folkloremusiken des alten Europa.

Schwenkglenks y los Gringos
del Tango
Magali
Danza y Movimiento 3105

In seiner neuen Reihe „Masters of Tango Argentino“ hat das Hamburger Label Danza y Movimiento die seine erste CD dem Bandoneonisten Pedro Maffia gewidmet. Der lebte zwischen 1899 und 1967 und gehörte in den 1920er Jahren zu den ersten Erneuerern des Tango: Er probierte neue Instrumentierungen, Solos und Harmonien aus. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1929-1930, der Klang ist – trotz Nachbearbeitung – entsprechend. Eine schöne CD für aficionados und Sammler.

Masters of Tango Argentino
Vol.I
Pedro Maffia
Danza y Movimiento 3401

 

 

Das Label wartet mit einer weiteren Produktion für diese Zielgruppe auf: „Tango – the originals Vol.I“ enthält 20 Instrumental- Kompositionen des 1924 jung verstorbenen Eduardo Arolas in Aufnahmen namhafter Tango-Orchester (Pugliese, Troilo, Sassone u.a.) aus den Jahren 1928–1952. Das Booklet enthält nicht die üblichen Informationen, sondern eine spannende Kurzgeschichte der Autorin Katrin Dorn aus dem Tangomilieu.

Diverse
Tango – the originals Vol.I
Danza y Movimiento 3202

Cover: amazon