Killer Barbies vs. Xavier Cugat (03/2003)

Die monatliche Kolumne zu Musik aus Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal. Hier findet ihr Folklore, Latinjazz, Rock und Elektroakustik neben Speedmetal, Funk und Kammermusik. Ob Tango, Kaseko, Guajira, Flamenco, Fado, Axé, Punta oder die Mischung aus allem, hier kommt es auf den Prüfstand. Vorgehört und serviert von Torsten Eßer.

Scharfes Cover, schnelle Musik. Was Silvia Superstar und ihre Mitstreiter der spanischen Gruppe Killerbarbies mit „Sin is in“ abliefern, ist Punkrock pur.

Killer Barbies
Sin is in
Drakkar 041
Candy
Drakkar 036

Die englisch- und spanischsprachigen Titel wie „Soy mala“ oder „Burn in hell“ liefern Altbewertes im Stile der Ramones oder der frühen Blondie. Kurze, meist schnelle Nummern, die das Publikum mitreißen und zum Pogen einladen.

Geile Idee: Die Coverversion des Iggy Pop-Stücks „Candy“, auf dem Album als cooler Dance-Mix. Um die rockigeren Versionen des Stücks zu bekommen, sollte man zusätzlich die Maxi kaufen.

Es lohnt sich schon deswegen, weil Bela B. von den Ärzten den Iggy Pop-Part übernimmt (auch auf Spanisch) und ein lustiges Horror-Comic die CD begleitet. Außerdem gibt’s zwei weitere Extra-Tracks.

 

Der 1900 in Katalonien geborene, aber mit vier Jahren nach Kuba übergesiedelte Xavier Cugat, war mit seinem Orchester in den 30er und 40er Jahren einer der größten Stars der Latin Music. Schon mit acht Jahren begleitete er in Havanna Stummfilme mit der Geige, sein Erfolg begann, als er 1921 in die USA ging. Zunächst arbeitete er als erfolgreicher Cartoonist, gründete dann aber auf Rat seines Freundes Rudolpho Valentino ein kleines Tango-Orchester (1927), das er nach und nach erweiterte. Zu seiner Popularität trugen auch seine vielen Filmauftritte bei, in denen er – wen wundert’s – einen Bandleader spielte. Einige der Filmthemen finden sich auch auf dieser CD des Labels Naxos.

Xavier Cugat
One, two, three kick
Naxos Nostalgia 8120561

Die Originalaufnahmen aus den Jahren 1933-1942 lassen in der Tonqualität naturgemäß manchmal zu wünschen übrig. Dennoch springt der Funke über, wenn Tangos, Boleros, Rumbas oder treibende Congas aus Cugat’s Feder (One, two, three kick) erklingen. Cugat spielte nach eigener Auskunft niemals Jazz, sondern lateinamerikanische Musik mit eigenen Arrangements. Sie soll Cole Porter inspiriert haben, das Stück „Begin the Beguine“ zu schreiben, welches Cugat 1935 einspielte.

Als der so genannte Rhumba craze die USA begeisterte, erreichte der Ruhm von Cugat seinen Zenit. Alle lateinamerikanischen Musikstile, aber vor allem kubanische, wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Auf der CD sind die meisten versammelt: Guaracha (Bim bam bum), Danzón (La comparsa), Bolero (Quiereme mucho) und der weltbekannte Tango La cumparsita. Viele werden von berühmten Sängern jener Zeit – Don Reid, Carmen Castillo und Miguelito Valdés – interpretiert. Ein historisches Tondokument, das die Atmosphäre der Tanzsäle der 30er und 40er Jahre widerspiegelt.

Cover: amazon