Katalanische Liedermacher / Eduardo Galeano (12/2007)

Der valencianische Songwriter Òscar Briz ist in Deutschland – trotz eines gelobten Konzertes im Oktober 2007 in Frankfurt – noch gänzlich unbekannt. Das liegt wohl daran, dass nur wenige Menschen hierzulande Katalanisch verstehen. Dabei sind die Texte seines neuen Albums, die kritisch mit der Gesellschaft umgehen (Tirar a matar) oder die alten Zeiten besingen, in denen die Menschen in ihrem Viertel noch glücklich zusammen lebten (A Ca la Rosa), für Kenner einer romanischen Sprache leicht zu verstehen und haben es auch verdient, gehört zu werden (trotzdem hätte eine Übersetzung der Texte ins Englische oder Spanische im Booklet der CD gut getan!). Musikalisch bewegt sich der in seiner Heimat mehrfach ausgezeichnete Briz in einer stilistischen Vielfalt aus Blues-, Folk- und Popmusik, garniert mit jazzigen Passagen. Das Album des sich selbst gerne als „Protestsänger“ bezeichnenden Briz glänzt neben großer Abwechslung durch eine exzellente Produktion.

Òscar Briz
Quart Creixent
ventiladormusic/ galileo mc

 

 

 

Auch die „Altmeisterin” des katalanischen Liedes, Maria del Mar Bonet, hat ein neues Album auf dem deutschen Markt. Auf „Terra Secreta“ präsentiert sie sowohl Stücke langjähriger Wegbegleiter der katalanischen Protestliedbewegung (Nova Canço) im neuen musikalischen Gewand – Dos anònims von Ovidi Montllor mit Kammermusikorchester oder La rosa de l’adeu von Joan Manel Serrat und Tant com de cerc von Guillem D’Efak – als auch vertonte Gedichte von Robert Graves – El país secret, eine Hommage an die Geliebte, oder Un exèrcit von Jordi Guardans, ein Protestlied gegen den Irakkrieg. Musikalisch abwechslungsreich, auch Jazz und ein Blues sind vertreten, wird wohl auch dieses Album der international erfolgreichen Sängerin seine Liebhaber finden.

Maria del Mar Bonet
Terra Secreta
Picap/ galileo mc

 

 

 

Inspiriert von Erzählungen Eduardo Galeanos hat der Darmstädter Pianist Uli Partheil ein „Jazz & Lyrik-Projekt“ ins Leben gerufen. Der uruguayische Schriftsteller, der spätestens seit seinem Buch „Die offenen Adern“ auch als „Gewissen“ Lateinamerikas gilt, hat neben seinen Sachbüchern auch Prosa verfasst. Das Projekt „Musikgeschichten“ basiert auf dem „Buch der Umarmungen“ (Unionsverlag). Dort dechiffriert Galeano das Phänomen Lateinamerika in kleinen Geschichten, die oft eine überraschende Wendung nehmen. Melancholische Gedanken stehen neben heiteren Texten, gelesen von Sprecher Rolf Idler. Das spiegelt sich auch in der Musik wider: Traurig schöne Melodien (z.B. „Die Leidenschaft des Erzählens“), konzertant interpretiert, wechseln sich mit schnelleren Jazztiteln eines klassischen Trios ab (z.B. „Das Schwinden der Erinnerung“). Oft steht das Wort frei, häufig die Musik alleine, aber ein ums andere Mal liegt ein Soloklavier unter dem Text und verstärkt seine – meist nachdenklich stimmende – Wirkung. Partheils Kompositionen wirken wie eine Weiterentwicklung von Galeanos Prosa. Die enge Verbindung zeigt sich auch daran, dass er für sie die Titel von Galeanos Texten übernommen hat. Ein überaus empfehlenswertes Album, sowohl als Jazzplatte als auch als Hörbuch.

Uli Partheil / Eduardo Galeano
Musikgeschichten
S&M Records

 

 

 

Fotos: amazon