Ein wahrhafter Sonero

Die orangefarbene, warme Fassade des Wasserschloßes Rheydt bietet eine wunderbare Kulisse für den Auftritt der Soneros de Verdad an diesem Abend. Im Rahmen des Festivals „Sommermusik“ treten die Kubaner auf und versetzen die rund 1.000 Zuhörer schon bald in Schwingungen. Erst zaghaft, dann aber mit umso mehr Schwung tanzt ein Teil des Publikums zu den karibischen Klängen. Das freut Sänger Luis Frank Arias, der ohnehin vom deutschen Publikum begeistert ist, wie er im Interview berichtet.

Soneros de Verdad
Un, dos, tres de Soneros
Connector Rec.

Es heißt in eurer Werbung, ihr seid die „2. Generation von Buena Vista“. Was bedeutet das für eure Musik?
Der Buena Vista Social Club (BVSC) hat den weltweiten Boom der kubanischen Musik ausgelöst. Wir wollen damit sagen, das in unserer Gruppe die besten Musiker der heutigen Generation sind, die diese Musik machen. Außerdem haben viele Musiker, die beim BVSC waren, auch in dieser Gruppe gespielt, die mit über 20 Jahren Existenz auch schon eine „historische“ Band ist. Und ich selbst bin ja auch mit dem BVSC getourt. Wir geben Konzerte rund um den Globus und somit haben die Soneros de Verdad sozusagen das Erbe des BVSC angetreten.

Auf der neuen CD zählt jemand den Titelsong auf Deutsch an, „Eins, Zwei, Drei“…?
Das bin ich. Ich mag das deutsche Publikum sehr. Es hat ein Gespür für gute Musik. Die Deutschen lieben uns. Sie tanzen, aber vor allem singen sie die Lieder mit, obwohl ein Großteil von ihnen gar kein Spanisch spricht. Ein interessantes Phänomen. Was hier funktioniert, funktioniert im Rest der Welt auf jeden Fall.

Mario Rivera kommt von der Gruppe Los Van Van? Ist bei Euch nun auch der Einfluss moderner Stile wie der Timba größer?
Mario ist momentan einer der erfolgreichsten Sänger Kubas und auch Lateinamerikas, mit verschiedenen Grammys ausgezeichnet. Es ist eine wunderbare Kombination, denn er ist jünger als wir und bringt neue Erfahrungen mit in die Band. Aber ich denke nicht, dass wir nun mehr Timba spielen, obwohl die kubanische Musik ja ohnehin eine große Mischung ist…

Und, auf der CD gibt es – wie sonst üblich – keine Interpretation von kubanischen „Klassikern“
Weil wir wollen, dass diese Lieder zu Klassikern werden (lacht!)

Was ist der Unterschied für Dich zwischen den Soneros de Verdad und dem auf Kuba auch sehr bekannten Orquesta Revé, in dem Du früher gespielt hast?
Neben den Reisen liegt der Unterschied vor allem in der Präsentation der Musik und in den Texten. Wir spielen den Son expressiver, kräftiger und bei den Texten legen wir Wert auf mehr Tiefe und andere Themen.

Es sind fast alle Titel von Dir oder Mario Rivera geschrieben. Was ist für Dich das Wichtigste, wenn Du schreibst?
Ich fange mit dem Text an. Auf dieser CD gibt es z.B. „Cancion de Luisa“. Das ist meiner einjährigen Tochter gewidmet. Als sie geboren wurde, war gerade mein Vater gestorben und ich sehe das als göttliche Lenkung an. Ich verliere meinen Vater und bekomme eine Tochter, die nun mein Leben ist. Davon handelt der Text.

Hat sich eigentlich durch die letzten Reformen auf Kuba das Leben der Musiker vereinfacht?
Kuba durchläuft eine interessante Metamorphose, die Zeichen stehen auf Veränderung. Und auch für Musiker wirkt sich das positiv aus. Viele gute Musiker, die früher nicht reisen konnten oder durften, können das jetzt. Für die Berühmteren, wie uns, war das selten ein Problem, aber die anderen sind oft an der Bürokratie gescheitert. Man brauchte unzählige Formulare, ausländische Einladungen usw.

Und die Produktionsbedingungen?
Da hatten wir auch Glück, denn wir sind ja bei Termidor unter Vertrag. Aber für andere war es schwierig und teuer, und das ist auch heute noch so.

Fotos: Torsten Eßer