Buritaca mit Barawanié (04/2012)

Nach langer Zeit kommt aus Barcelona mal wieder eine musikalische Entdeckung. Die Band „Buritaca“, benannt nach einer landschaftlich reizvollen Gegend im Norden Kolumbiens, hat sich vom üblichen Mestizo-Schema verabschiedet. Die international zusammengewürfelte Herkunft der Musiker lässt zwar auf eine weitere Mestizo-Band schließen, aber sie verzichten auf das ewig gleiche und inzwischen langweilige Übergewicht von Ska, Reggae und Dub und spielen eine neue, energiegeladene und fröhliche Musik, die trotzdem tief in den verschiedenen nationalen Traditionen verwurzelt ist. Eine „bomba musical“ wie es im Titelstück „Barawanié“ heißt, in dem funkige Rhythmen mit einer nach Santana klingenden 70er-Jahre-Orgel und elektronischen Klängen verbunden werden, zu denen in verschiedenen Sprachen gesungen wird.

Buritaca
Barawanié
Kasba / galileo mc

Die Band besteht aus sieben bis zehn Musikern, die aus Kolumbien, Marokko und Spanien kommen oder italo-panamesische bzw. spanisch-syrische Wurzeln haben. Dem musikalischen Horizont sind also kaum Grenzen gesetzt; trotzdem überwiegt die afro-kolumbianische Musik, vor allem die Cumbia, die sich in „Sin cura“ und „Callejero“ mit einer Salsa abwechselt oder in „Norte sur“ traditionell daherkommt (vom überraschenden Anfang à la „Stop in the name of love“ einmal abgesehen). Die afrikanischen und arabischen Einflüsse scheinen im französischsprachigen „L’invitation“ oder im Stück „Bambaraway“ durch, in dem sich syrische mit indischen Rhythmen kreuzen und arabisch oder Hindu gesungen wird. Das aus zwei Stücken bestehende „La curandera“ geht mit einem langsamen, balladenhaften Intro los, wechselt in afro-kolumbianische Rhythmen und steigert sich dann noch in einen Merengue, ähnlich dem Ablauf einer Heilungszeremonie. Dort heißt es „esta noche que no pare de bailar“ und tatsächlich ist diese upbeat-Musik durchgehend partytauglich (bis auf den Anfang von „Vacilón“, wo eine Guajira und ein entschleunigter Sprechgesang vier Minuten Verschnaufpause bieten, bis der Titel in einen schnellen Guaguancó wechselt).

Dieses Album kann aufgrund seiner musikalischen und sprachlichen Vielfalt bei jeder Party durchlaufen und keiner käme auf die Idee, es würde sich um dieselbe Scheibe handeln! Darum heißt die letzte Cumbia auch „No vamo‘ a parar“.

Cover: amazon