Americanus, Europaeus, Asiaticus, Africanus

Ich möchte hier einen Teil meiner Forschungsarbeit präsentieren, die ich begonnen habe, als ich nach Deutschland kam… Gedankengänge, die mich auf meinen Reisen, beim Schreiben und in meinem Leben begleiten. Ich habe immer dieses Gefühl: Wenn man die vielen Farben und die vielen Formen unserer Spezies erfahren würde, würde man auch immer ein Stück der Reise entdecken, auf der wir uns befinden!

Nach dem Anthropologen Carl von Linné gibt es eine Untergliederung der Spezies des Homo Sapiens in den Homo Sapiens Americanus, Europaeus, Asiaticus und Africanus, denn die Menschen dieses Planeten haben verschiedene Hautfarben, sprechen verschiedene Sprachen und glauben an unterschiedliche Götter – doch anatomisch gesehen sind sie alle gleich.

Historisch gesehen begannen die Vertreter der menschlichen Rasse schon in einem frühen Stadium der Menschheitsgeschichte, ihre Umgebung zu erkunden und sich auf immer weiter führende Wanderschaften zu begeben. Je weiter sie sich entfernten, desto unterschiedlicher entwickelten sich ihr Glaubens- und Wertesystem sowie ihre Art zu denken und zu handeln. Zeitgleich lösten sie sich vom verwandten Primaten in unterschiedliche Richtungen. Der Mensch schlüpfte in die Rolle eines aufrecht gehenden Zweibeiner mit Gehirn und großem Denkvermögen, das es ihm ermöglichte, sich und anderen Fragen zu stellen.

Was ist das – der menschliche Geist?

Diese Frage beschäftigt den Menschen seit Anbeginn; seitdem er die Möglichkeit eines Geistes überhaupt in Erwägung gezogen hat. Es war die erste echte philosophische Frage, die mit der Entwicklung des Bewusstseins einher ging, bald aber von einer anderen abgelöst wurde: Wie kann das Erkennende sich selbst erkennen? Ist doch jede Darstellung des Erkannten, die den Erkennenden ausschließt, Not gedrungen unvollständig.

Und so kann die Antwort nur lauten: Das Eine ist die Basis der Vielfältigkeit, denn hinter den verschiedenen, vielfarbigen Erscheinungsformen verbirgt sich die einheitliche Realität.

Es fällt uns schwer, dieses Verständnis im Leben umzusetzen, weil wir – wie die gesamte Menschhheit – aus Einzelstücken bestehen. Eugene Ionesco, Autor des absurden Theaters, sagte: „Ich bin nicht nur ich selbst, ich bin auch der eine in dem anderen, und die anderen sind ein Teil von mir.“

Die Sehnsucht, hinter unserer einheitlichen Realität die vielfältigen, vielfarbigen, unendlichen Farben unseres Seins zu erkennen, kommt daher, dass wir als Americanus, Europaeus, Asiaticus, Africanus erscheinen, aber alle Vertreter der menschlichen Rasse, des Lebens an sich sind. Wir reisen alle zusammen in einer fliegenden Untertasse, unserem Planeten Erde.

Und wohin geht unsere gemeinsame Reise?